10.10.10

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Ein Wahnsinnsdatum. Laut dem Radiosender Antenne Bayern werden heute Kinder gezeugt, auf Teufel komm raus. Eine nasche Sache haben die am Laufen. Die Radioleute stellen kostenlos 1000 Hotel- Pensionzimmer bereit in denen sich die Paare paaren sollen.Und wenn 9 Monate später ein Baby kommt, kriegt das jeweilige Paar 10.000,-- Euro. Und alles ist schon ausgebucht. Könnt ihr euch diese Szenen, die sich da abspielen vorstellen? Ich schon.

Es geht doch schon an der Rezeption im Hotel los.

Die Empfangsdame zum männlichen Teilnehmer der Babyherstellungsaktion: Guten Tag der Herr, haben Sie gebucht, wenn ja wie lange und für wie viel Personen?

Der Mann (er heißt Sepp Schieber): Ja ja, fia uns is gebucht vo dem Rundfunksender Antenna Bavaria!

 

Seine Freundin unterbricht den Schieber Sepp (sie heißt mit Namen Lena Popp): Antenne Bayern hoißt des du Zipfe.

Empfangsdame: Aha, Sie gehören also zu den Teilnehmern der pikanten Aktion. Sie bleiben also nur maximal eine Nacht. (schnauft stöhnend durch) Ja ja, bei manchen dauert so eine Nacht bis zu zwölf Stunden, bei manchen deutlich kürzer.

Lena Popp: Sehr deutlich kürzer sogar …

Sepp (von Beruf Metzger): Wos soi den des hoißn, ha? Ejtz glaub es owa. I mou doch aa Gejd vodiena, oda ned? Und iwahapt, wenn ma do no lang a so weidaschnodand, dann steng ma moang no do. Mia soit ma ejtz schej langsam affegej und de ganze Gaude hinter uns bringa. I mou moang en aller Frej wieda aussa. Um Viere en da Frej mou I a schtukkarazwanzg Sau schlacht´n.

Empfangsdame: Sehr erotisch..

Lena:          Dea is awei a so.

Sepp:          Es is hoid amoi a so. Also auf gejds, back mas glei, na hammas glei. Und wann gibt´s dann den Flinsch?

Empfangsdame: Wie bitte?

Sepp:          Ja den Diredare, des Buifa, de Koin hoid.

Empfangsdame: Ah, ich verstehe, sie meinen die Zeugungsprämie.

Sepp:          Ja genau!

Empfangsdame: Die gibt es erst in neun Monaten, bestenfalls (man merkt es ihr an,  dass ihr die Unterhaltung zunehmend unangenehm wird).

Sepp:          Wos hoißt do bestenfalls, ha. Bestenfalls dat sie song. Soi des hoißn das´dma du des ned zoudraust, das I hejd zouekim, ha? Mechst ebba mid affegej und zouschaun. Oda mechst ebba middou beim dou? Fia di werad a no ebbas iwableim.

Lena:          Ejz bist owa na schdaad, mia is des alles scho direkt peinlich!

Empfangsdame: Ich bin sprachlos.

Lena:          Gej mid ejtz gemma sofort affe, mid dia mouma se o schama.

Sepp:          Ja was woar is. Mechtme de Dusn do unta Druck setzn. Bestenfalls dat sie song. Bestenfalls. Ja des is o allerhand. (zur Emfangadame): Dou den Schlissl her, na gemma affe.

 

Sepp bekommt den Schlüssel überreicht, Lena Popp und Sepp Schieber gehen hoch. Sie betreten das Zimmer. Er geht schnurstrachs Richtung Minibar und öffent diese.

 

Sepp zur Lena:           He schau amoi do eine en des gloane Kastl. Des is o direkt zum locha, na des is zum blärn. Host du scho jemals so gloane Bierflaschal gseng. De moust o, wirklewoar, de moust innen drin , ganz innen drin en da Goschn afmocha, dasd wenigstens a bo Schlickal dawischst, wa da sunst des Bier während des Öffnungsvorgangs vodunstn dat. Oda is des goa koa Bar sondern a Kinderkauflohn?

Lena (sie liegt bereits im Bett): Des interessiert doch koan, mia samma doch wenga ganz wos anderm do.

Sepp:          Doch doch, des intressiert mi scho. Weil de vo Antenna Bavaria hammnd gsagd, das ma zwecks da Auflockerung de Minibar benutzn derf, kostenlos. Owa mid Auflockerung hod de Miniminiminibar nix zum dou. Do kannt a me direkt afreng, iwa so vej Sparsamkeit.

 

Lena (probiert es noch mal im Guten): Schau Seppal, wos do af di wart, do herin en dem schejna Bettal.

Sepp:          I kim glei mei Lenal mei migads. Owa zerst mou e no a Prognose obgehm, wos moang af da erstn Seit en da Bejdzeidung stejht.

Lena:          Wos soi den des ejz scho wieder bedeit´n?

Sepp:          Moang stejt do drin als Schlagzeile, als Aufmacher:

                   10.10.10 Mann neben offener Minibar elendig verdurstet.

Lena:          Ejz her hoid mid dem Schmarrn af und kim eina zu mia.

Sepp (freut sich jetzt auf Lena):        Host o recht mei Lenaweiwal. Auf geht´s beim Schichtl. Letsgo. Letsmake it. Endle amoi das ma ned entsist (umsonst) dan. Und mia dann ma de Sach scho schej flott-flüssig hinter uns bringa, im Fall das de Durl vo do unt a no mid mocha mechat.

Lena:          He Sepp, wennst du weida a so daherschmatzn doust, na wiad des fei nix mehr.

 

(Im Hintergrund hört man Musik aus dem Radio vom Sender Antenne Bayern, heute am 10.10.10 ist Kuschelrocktime… )

Sepp:          Du host o recht mei Bupperl, mei migads. (Die zwei kommen sich näher, er hat sie in seinen Armen,
                   die Sache scheint ihren Lauf zu nehmen…)

Lena:          Oh Sepp, du bist hoid doch mei Traummann.

 

Es scheint so als ob die Aktion doch noch ein positives Ende nehmen könnte, da meldet sich aus dem Radio folgende Stimme:

„Serwus, hallo und Grüß Gott, Wolfgang Leikermoser ist hier. Wir sind ja mitten drin in der größten Babyfabrizierungsaktion, die Bayern je gesehen hat. Heute wird gev….lt wie Sau. Alle geben ihr Bestes und wir sind live dabei. Ich stehe gerade mit dem Übertragunswagen vor einem kleinen Hotel in Oberdimpfing. Im Zimmer Nr. 13 befinden sich ein gewisser Sepp mit seiner Lena. Sie sind schon voll bei der Arbeit ...“

 

Sepp:          Host des ghört Lena?

Lena:          I glaub de spinnand.

 

Die Erzeugergemeinschaft löst sich zu frühzeitig auf. Die zwei packen zusammen und verlassen fluchtartig das Zimmer. Draußen ist es schon dunkel. Der Leikermoser Wolfgang bekommt von einem unbekannten eine bayrische Rundumwatschn und einen Monghaken in bester Metzgermanier.

Lena ist stolz auf ihren Sepp. Sie himmelt ihren Helden an. Das tut dem Metzger-Sepp sehr gut. Sie fahren mit dem Auto nach Hause. Fast. Sie haben sich neu ineinander verliebt und legen eine Standlpause ein. Wenn es so was gibt wie die Nacht des Lebens, dann war es für das Pärchen die heutige, im alten VW Polo.

 

Neun Monate später kommt ein kleiner Metzger Seppi auf die Welt.

Lena:          Und Sepp, was sagst, hamma des gloane Sepperl do ned umbande schej hifabriziert, ha?

Sepp:          Scho schej, owa entsist (umsonst) hoid...

 

The end.

 

So mittendrin in dieser Geschichte hat doch der Leikermoser Wolfgang gesagt, das Babys produziert werden wie Sau. Und das hat mich auf die Idee gebracht, euch zu verraten wie man ein Schweinsbratl mit Bratlsoß hinfabrizieren kann, ohne viel Aufwand, ohne viel Geschirr zum abspülen, aber mit viel Erfolg. Dieses Rezept ist fast etwas wie ein Tipp für ein leichteres Leben, vor allem für die jungen Paare unter euch, die das Kochen nicht gerade erfunden haben. Also ihr Pärchen. Nachkochen. Genießen, und dann sagen: „Ja do schau her, des hejdma a ned gwissd.“

 

 

 

 

 

Schweinsbratl mit Bratlsoß

 

Zutaten für vier Personen, de wej gscheid hungert:

1 Pfund Schweineschulter mit Haut

oder ganz mageren Krustenbraten

1 Pfund mageres Wammerl mit Haut

2 Karotten

1 Zwiebel

2 Brühwürfel, Salz, Pfeffer, Kümmel

1 Esslöffel Tomatenmark

wenn vorhanden eine Knoblauchzehe,

wenn nicht vorhanden dann eine Knoblauchzehe kaufen

 

Zubereitung:

Mit einem scharfen Messer, besser mit dem Elektromesser oder mit einer Rasierklinge (selbstverständlich neu) das bayrische Wappen (Rautenmuster) in die Haut der Suglteile schneiden. 1/2Liter Wasser zum Kochen bringen (Wasserkocher, ja ja de junga Leid mouma so ziemle alles song, sunst datn de vielleicht des Wossa en da Kaffemaschin hoaß mocha). Einen Brühwürfel darin auflösen.

 

Die Brühe in eine Reine geben, die Fleische (ihr wisst was gemeint ist, oder?) mit der Haut nach unten in die Brühe legen. Knoblauch, Gelbe Rüben, Zwiebel, Tomatenmark dazugeben und ins auf 190 Grad heiße Rohr schieben. Für eine Stunde ist der Kas gessn.

 

Das wars. Ihr habt jetzt Pause. Ihr könnt tun und lassen was ihr wollt. Vorbei sind die Zeiten in denen die Hausfrau geschwitzt und total abgekämpft ausgeschaut hat jeden Sonntag Mittag nur weil sie a Schweiners gekocht hat. Die haben sejm doch alle 5 Minuten ins Rohr geschaut, was aufgegossen, was umgedreht, mit der Gabel umeinandergestochert. Seit heute gehört dieses betreute Schweinerskochen der Vergangenheit an. Wenn ihr wollt könnt ihr jetzt ein Sauerkraut hinfabrizieren.

 

Dazu eine große Zwiebel (oder zwei kleine) klein schneiden in einem Topf mit a bisserl Öl anbraten. Wichtig: Die Zwiebeln müssen schön knackig braun werden. So wie die Hale Berry ungefähr, also nahtlos braun, ganz wichtig! Die knackigen Zwiebelteile mit 1 Tasse Brühe ablöschen, das Sauerkraut dazugeben, noch 10 Minuten köcheln lassen, ausschalten. Fünf Minuten vor dem Servieren noch mal zum Kochen bringen, etwas Kümmel rein, dann mit einem kleinen Schöpfer der fertigen Bratlsoß übergießen. Wahnsinn, wie jut und jesund dat is! Damit euch nicht langweilig wird, könntet ihr gleich noch die Semmelknödel herstellen.

 

10 geschnittene Semmeln mit einem Viertelliter plus einem halben Viertelliter warmer Milch beglücken, eine Prise Salz und drei Eier (ohne Schale,eh klaro) dazugeben. Hände waschen. Die Männer zweimal. Bei de migadn Weiwal glangt oamoi. Auswärtige dreimoi (sorry war bloß a Schpässle, tut mir leid, wollte aber diesen Gäääg unbedingt loswerden). Den Teig gut durchkneten. Teigbatzen immer wieder mit zwei Händen einkreisen, drücken und kurz vor dem Erdrücken den Knödelteig zwischen den Fingern austreten lassen. Er darf nicht zu fest und nicht zu lin sein. Wer sich vo da Konsistenz der Knödelmasse nicht sicher ist, kann mir nach tel. Absprache eine Teigprobe unter 09941/4992 per Fax zukommen lassen. Ich teste dann den Doaguawalen und gebe bei Bedarf die nötigen Tipps. Einen großen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen. Knödel formen. A so a Hend voi hoid, des is de richtige Grejß, gell Herr Bink und Konsorten. Also Knödel formen und ins Wasser damit. Eine Viertelstunde köcheln lassen, fertig.

 

Jetzt, nach einer Stunde wieder zum Braten. Ihr müsst jetzt mit eben diesem zusammenhalten und ihr müsst teilen. Also Rohr aus Reine kurz raus. Braten drehen, jetzt darf die Haut nach oben. Nochmal eine große Tasse Brühe dazugeben, diesmal mit gscheid Salz und Pfeffer und Kem (Kümmel). Nicht über die Fleische sondern in die Soße. Jetzt mit dem Braten teilen, nämlich eine Flasche Dunkelbier. Die Hälfte über die Haut schütten, die andere Hälfte in die Goschn. Wieder eine Stunde ins Rohr.

 

Nach vierzig Minuten die Knödel nach o. g. Rezept herstellen.

Nach einer Stunde die Reine mit dem Bradl aus dem Rohr holen.

Soße nochmal abschmecken, falls nötig, glaube ich aber nicht.

 

Und jetzt ein Tipp, den ihr nicht weitersagen dürft.

Es ist der Wahnsinn. Es ist die Krönung für das Schweiners. Ich hab diesen Tipp geträumt und dann später gleich ausprobiert. Es ist sozusagen die Soßenextase. Wie gesagt die Krönung. Ich träume ja oft so allerhand Kacke, aber dieser Traum war revolutionär in der Kochbranche. Krönung, Meisterklasse, noch nie war er so wertvoll wie heute. Kappito? Kalter Kaffee, that´s it. Eine halbe Tasse Kaffe in die Soße geben. Das habe ich in meinem Traum, in dem ich ein Hüttenwirt auf der Predigtstuhlalm war getan als ich eine besonders gschmackige, dunkle Bradlsoß hinfabrizieren wollte, weil ein ganzer Bus voller Breissnweiwerl zu mir, dem Predigtstuhlhüttenwirt zum Essen gekommen ist. Die Breissngirls waren entzückt von der Soß. Sie wollten mich mitnehmen, nach Berlin, dorthin wo ich noch nie war und auch nie hin will. Sie wollten mich verschleppen, entführen. Nach Berlin, und dort ins größte überdachte Irrenhaus der Republik. Im Deutschen Bundestag sollte ich dieses Schweiners mit der dunklen Soße präsentieren. Ein Albtraum ist aus dem Traum geworden. Ich unter diesen Haumdauchern. Ich der Predigtstuhlwirt. Ich bin dann geflüchtet Richtung Jägerkreuz. Todesängste hab ich ausgestanden und vor lauter Angst vor dem Kontakt mit der Bundesregierung (haben die alle vielleicht eine ansteckende, hirnverzehrende Krankheit?) bin ich hinten unter dem Böhmerwaldfenster vom Predigtstuhlwirt zum Predigtstuhlgangwirt geworden. Die Soße mit dem Kaffee jetzt nochmal 10 min ins heisse Rohr. Alles servieren. Fertig. Guten Appetit. Bon apetit. Noch ein Tipp: Falls der Kümmel verdauungsmäßig seine Sache nicht bringt empfehle ich ein Stamperl Bärwurz, weil der Artischockenlikör ist aus. Merci, serwus bis zum naxdn Moi. Gottseidank ist die Sache mit dem Irrenhaus, den Abgeordneten und deren ansteckender Krankheit nur ein Traum gewesen. In Wirklichkeit ist alles ganz anders, eh klar!